Warum Eheberatung?
Die Situation
Die Erwartungen, die von beiden Partnern an eine Ehe gestellt werden, haben sich in den letzten Jahren deutlich verändert. Während in früherer Zeit häufig der Versorgungsaspekt und die Erziehung der Kinder im Vordergrund stand, streben heutzutage beide Partner immer stärker nach Werten wie Eigenständigkeit, Selbstverwirklichung, persönlicher Weiterentwicklung und Erfolg.
Oft gelingt es zu Beginn einer Partnerschaft auch noch, diese Ansprüche mit der Partnerschaft zu vereinbaren. Im Laufe der Zeit kann es jedoch passieren, daß man das Gefühl hat, sich auseinanderzuleben. Es fehlen gemeinsame Interessen, die Kommunikation nimmt ab und man fühlt sich unverstanden. Hier wird bereits der erste Grundstein für spätere Krisen gelegt.
Wird in einer solchen Situation die Partnerschaft noch um Kinder erweitert, kann die Krisensituation schnell eskalieren. Durch die mit den Kindern verbundene stark veränderte Lebenssituation entsteht neues Konfliktpotential, das dann sogar zum endgültigen Scheitern der Ehe führen kann. Dies wird auch an den seit Jahren kontinuierlich steigenden Scheidungsraten deutlich.
Viele Paare begehen leider den Fehler, die ersten Anzeichen einer Krise nicht wahrzunehmen oder sogar zu verdrängen. Man sagt sich: „Das wird schon wieder…“ oder „Die Zeit heilt alle Wunden …“ oder so ähnlich.
Das Gegenteil ist richtig! Ungelöste Konflikte oder verdrängte Krisen neigen dazu, sich zu verhärten. Man hat das Gefühl, daß ähnliche Probleme immer wieder auftauchen, daß die Abläufe bei einer Auseinandersetzung immer dieselben sind und man sich wie ein Hamster in einem Laufrad dreht. Die Kommunikation nimmt immer mehr ab und es ist keine konstruktive Problemlösung mehr möglich.
Im Gegenteil: Die Kommunikation verlagert sich möglicherweise immer stärker hin zum gegenseitigen Austausch von Vorwürfen, wobei keiner der Partner mehr in der Lage ist, dem Anderen richtig zuzuhören.
Spätestens dann – am besten allerdings lange bevor dieser Zustand erreicht wird – sollte man sich um professionelle Hilfe bemühen!
Wie kann eine Eheberatung helfen?
Im Rahmen einer Eheberatung ist es zunächst das Ziel, möglicherweise vorhandene destruktive Verhaltensweisen zu identifizieren und durch positive, aufbauende Verhaltensweisen zu ersetzen. In erster Linie müssen beide Partner lernen, wieder positiv und lösungsorientiert miteinander zu kommunizieren und die verbindenden Elemente der Partnerschaft neu zu entdecken.
Da die Partner als „Betroffene“ dies in der Regel aus eigener Kraft nicht schaffen, kann hier nur ein Außenstehender, unbeteiligter Beobachter das System analysieren und entscheidende Hilfestellung zur Verbesserung geben.
Dabei darf allerdings nicht vergessen werden, daß die „eigentliche Arbeit“ zur Verbesserung der Beziehung immer von beiden Partnern gemeinsam zu leisten ist. Dies kann weder der Eheberater noch einer der Partner alleine leisten!
Was sind die Beratungsziele in einer Eheberatung und wie ist der Ablauf?
1. Die Geschichte der Partner(schaft) herausarbeiten
Zunächst wird man sich im Rahmen der Beratung mit der Geschichte der Partnerschaft und der Entstehung der Problemsituation befassen. Diese Ausflüge in die Vergangenheit sind deshalb hilfreich, weil durch sie oft die Wendepunkte erkennbar werden, die zum „Abrutschen“ der Beziehung beigetragen haben. Auch persönliche Erfahrungen der Partner, die in der Familie oder in vorherigen Beziehungen gemacht wurden, können eine große Rolle spielen.
2. Schädliches Verhalten erkennen und vermeiden
Wichtig für den Erfolg einer Eheberatung ist vor allem die Analyse der Kommunikationssituation. Wie oft, wann, worüber und vor allem auf welche Art wird miteinander geredet. Gibt es Streitsituationen und wie werden diese ausgetragen und gelöst?
Oft gibt es Konflikte wegen stereotyper Formulierungen wie: „Immer machst Du…“, „Nie kannst Du…“, „Du bist immer so….“ usw.
Der Andere weiß sich dann vielleicht nicht mehr anders zu helfen, als aggressiv zu reagieren oder sich jeder Kommunikation völlig zu verschließen.
In der Eheberatung arbeiten wir daran, diese Mechanismen zu identifizieren und durch konstruktives Verhalten zu ersetzen.
3. Konstruktives Verhalten neu erlernen
Nachdem die schädlichen Reiz-Reaktions-Mechanismen erkannt wurden, müssen die Partner wieder den konstruktiven und respektvollen Umgang miteinander neu erlernen. Besonders wichtig ist es hierbei, dem Anderen wieder richtig zuzuhören und die stereotypen Anschuldigungen und Vorwürfe zu unterlassen. Eine Verbesserung der Beziehung kann nur erreicht werden, wenn sich die Partner wieder auf konstruktive Kommunikations- und Umgangsformen verständigen können.
Jeder Partner muß bereit und in der Lage sein, die Sicht des Anderen zu verstehen und sich in ihn hinein zu versetzen. Nur dann besteht eine echte Chance, den Weg zu konstruktivem Verhalten zurück zu finden.
4. Einflußfaktoren von Außen berücksichtigen
Oft haben auch von außen kommende Einflussfaktoren eine starke Auswirkung auf die Partnersituation. Dies kann die Situation am Arbeitsplatz sein, Krankheit, die Wohnsituation, die (Schwieger-) Eltern, andere Familienangehörige, Freunde und Bekannte usw.
Auch diese Faktoren müssen in die Beratung einbezogen werden, so bald sie als Einflußfaktoren in Frage kommen.